Die zukünftige Nachfrage nach Gewerbeflächen wird maßgeblich von der Entwicklung neuer Technologien bestimmt. Es wird erwartet, dass die Produktion dadurch neue Fertigungsmethoden auch urbaner, stadtverträglicher wird. Als Paradebeispiel für solche disruptiven Lösungen wird häufig der 3D-Druck genannt – zu Recht?
Tatsächlich haben neue Prozesse und Verfahren den letzten Jahrzehnten dazu beigetragen, dass die Industrie, zumindest in der westlichen Welt, immer technologielastiger, emissionsärmer und kleinteiliger wurde. Entsprechend veränderten sich die Anforderungen der Unternehmen an Gewerbestandorte: Der Büroanteil in den genutzten Flächen stieg an, die Logistikfunktionen nahmen deutlich zu und gleichzeitig ging der Anteil der für Fertigung genutzten Flächen zurück. Eine maßgebliche Rolle dabei spielte die zunehmende Digitalisierung, die auf allen Stufen der Wertschöpfungskette teils deutliche Veränderungen mit sich brachte. Kleinserienfertigungen, mass customized-Produkte, das rollende Lager – all diese Trends profitierten von der Digitalisierung oder wurden durch diese verstärkt.
Neue Technologien ermöglichen eine Produktion, die urbaner, durchmischter und kleinteiliger sein wird, so das credo von Planern und Zukunftsexperten. Regelmäßig wird in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeiten des 3D-Drucks verwiesen, der – quasi emissionsfrei – die Produktion in die Stadt zurück bringen werde. Al Gore hat die Bedeutung des 3D-Druck gar mit der Fordschen Fließbandtechnik verglichen. Dabei sind bezüglich der Konsequenzen der additiven Technologien für die Zukunft der industriellen Fertigung durchaus Zweifel angebracht*. Zweifel nicht so sehr an der Technologie selbst, die in der Industrie schon seit vielen Jahren und zunehmend stärker mit großem Erfolg eingesetzt wird: Zum Beispiel im Rapid Prototyping und zuletzt auch im Rapid Manufacturing, also in allen Bereichen, in denen Teile in kleinen Stückzahlen oder individualisiert hergestellt werden müssen. Hier wie in der Maker-Szene kann die 3D-Druck-Technologie tatsächlich als eine Revolution bezeichnet werden, löst sie doch aufwändigere Verfahren ab und ermöglicht kleinteilige und individuelle Fertigung zu überschaubaren Kosten. Und ihre Entwicklung ist ungebrochen, so hat sich die Druckgeschwindigkeit seit 2014 verdoppelt. Allerdings: Auch die Grenzen dieser Technologie standen für Techniker und Ingenieure nie außer Frage. Sie kannten die limitierenden Faktoren etwa hinsichtlich der Geschwindigkeit des Druckkopfes: Grundlegende Regeln der „reinen Mechanik und Geometrie“ begrenzen die Möglichkeiten und machen einen Quantensprung derzeit unwahrscheinlich.
Was also bedeutet dies für die Zukunft von Gewerbestandorten? Der 3D-Druck ist eine bahnbrechende Technologie für Kleinserien und Maker. Für die Massenfertigung aber stellen additive Verfahren keinen sinnvollen Lösungsansatz dar, da die Skaleneffekte weitgehend entfallen. Damit dürften auch die Auswirkungen auf die Struktur der Gewerbeflächennachfrage kaum spürbar sein.
Also Schluss mit dem Hype – und lieber ungestört an der Zukunft des 3D-Drucks arbeiten, so das Fazit eines ausgesprochen lesenswerten Artikels von Peter König, der bei Heise online erschienen ist. Er antwortet damit auf einen Artikel von Timo Daum, der die Möglichkeiten der additiven Fertigung und vor allem den Hype darum noch etwas kritischer beurteilt.
*Quelle: “Missing Link: Der 3D-Drucker, oder: Die Enttäuschung, die nicht stattfand”, abrufbar bei heise online
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