Welche Konsequenzen hat die Corona-Krise auf die produzierend-gewerbliche Wirtschaft? Welche Effekte sind bereits spürbar, was erwarten die Unternehmen für die Zukunft? Diese Fragen beantworteten uns in der Jahresmitte 2020 mehr als 200 Unternehmen, die an verschiedenen Gewerbestandorten in Chemnitz und Berlin-Goerzallee ansässig sind.
Mitarbeit: Alina Luipold
Erwartete Umsatzverluste
Erwartungsgemäß zeigte sich, dass, ähnlich wie in Einzelhandel und Beherbergungsgewerbe, auch bei Teilen der produzierend-gewerblichen Wirtschaft die Konsequenzen der Corona-Pandemie bereits zu diesem Zeitpunkt spürbar waren. Die negativen Auswirkungen auf den Umsatz der Unternehmen blieben allerdings für gut die Hälfte der Betriebe in Berlin-Goerzallee überschaubar: Sie gehen von Umsatzeinbußen bis zu maximal 30% aus. Allerdings bezifferte auch etwa ein Viertel der Befragten die Umsatzverluste auf zwischen 30% und 70%, jedes neunte Unternehmen gab sogar an, mit Einbußen von über 70% zu rechnen. Die übrigen Unternehmen konnten zum Befragungszeitpunkt die Konsequenzen noch nicht abschließend einschätzen.
Geschäftsperspektive
Und auch die geschäftlichen Perspektiven werden durch die Folgen der Pandemie stark beeinflusst. Zwar war für knapp die Hälfte der Unternehmen an beiden Standorten eine abschließende Bewertung der langfristigen Effekte noch nicht möglich. Nahezu jedes vierte Unternehmen ging allerdings von negativen Auswirkungen auf die eigene Geschäftsentwicklung aus. Etwas größer ist mit einem Drittel der Anteil der Unternehmen, die keine oder nur geringe Auswirkungen erwarteten bzw. von einer schnellen Erholung der eigenen Situation nach Ende der Krise ausgingen.
Eine Vergleich der Befragungsergebnisse an den beiden Standorten Berlin-Goerzallee und Chemnitz zeigt, dass der Anteil der Unternehmen, die langfristige Konsequenzen auf die eigene Geschäftstätigkeit nicht absehen können, im Gewerbegebiet Berlin-Goerzallee um etwa 10% höher liegt als bei den Chemnitzer Betrieben. Diese Differenz könnte auch auf den Zeitpunkt der Befragung zurückzuführen sein, da die Umfrage in Berlin bereits etwas früher stattfand (Mitte April bis Mitte Juni) und damit kürzer nach Beginn der Corona-Krise als in Chemnitz (Mitte Juli bis Mitte September).
Zudem sind die Unternehmen am Standort Chemnitz auch etwas pessimistischer. So erwartet von diesen nahezu jedes dritte Unternehmen langfristig negative Auswirkungen, während dies bei den Berliner Befragten nur bei jedem achten Betrieb der Fall war.
Auffällig ist, dass mit der Größe der Unternehmen auch der Pessimismus zunimmt: 20% der Betriebe mit bis zu 50 Mitarbeitenden gaben an mit langfristig negativen Effekten zu rechnen. Bei den Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitenden war dies immerhin bei jedem dritten Betrieb der Fall. Etwa die Hälfte der kleineren Betriebe kann die Effekte noch nicht einschätzen, während dies den größeren Betrieben nur für ein Drittel zutrifft.
Die Erwartungen nach Branchen
Überdurchschnittlich pessimistisch zeigten sich vor allem Handwerks-, Handels- und Logistikunternehmen während Betriebe aus dem Bereich Ver-und Entsorgung sowie Dienstleistungsunternehmen nur vergleichsweise geringe Auswirkungen erwarteten. Baugewerbe sowie Garten- und Landschaftsbaubetriebe waren sich zum Befragungszeitpunkt noch überwiegend unsicher hinsichtlich der Konsequenzen der Pandemie.
Über den Autor
B. Sc. Alina Luipold hat im Jahr 2020 den Doppelbachelor Soziologie und BWL an der Universität Potsdam abgeschlossen. Sie studiert derzeit “Management und Marketing” an der Freien Universität zu Berlin und ist als Projektassistenz für regioconsult tätig.
Kontakt: assistenz@regioconsult-berlin.de