Im zunehmenden Wettbewerb um Flächen fordert auch die Berliner Handwerkskammer ausreichend Raum für ihre Mitgliedsbetriebe. Durch eine planungsrechtliche Absicherung soll die Verdrängung des Handwerks aus der Stadt aufgehalten werden. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift “Handwerk” nennt der Verband konkrete Gebiete in der Stadt. Um welche Standorte geht es?
Dragonerareal in Kreuzberg
Die ehemalige Kaserne am Mehringdamm war lange Zeit günstiger Standort für zahlreiche kleine Gewerbebetriebe. Nachdem Investorenpläne für Luxuswohnungen inzwischen gescheitert sind, sollen hier nun insbesondere Sozialwohnungen errichtet werden. Die Aktivisten der Initiative „Stadt von unten“ fordern ein Modellprojekt, in dem „100% bezahlbarer Wohnraum“ realisiert werden sollen. Die Handwerkskammer fürchtet auch durch diese neuen Pläne die Verdrängung des Gewerbes, das ebenfalls auf günstige Mieten angewiesen ist.
Gerichtshöfe in Wedding
In den sechs denkmalgeschützten Gewerbehöfen haben heute kleine Handwerksbetriebe und zahlreiche Künstler ihre Ateliers. Die Gesobau, Eigentümerin und eines von sechs kommunalen Wohnungsunternehmen in Berlin, möchte hier Studierendenwohnungen errichten und droht damit die produzierenden Kleinunternehmen zu verdrängen.
Rathenauhallen in Oberschöneweide
Der derzeit diskutierte Bebauungsplan für das Gelände der historischen Rathenau-Hallen sieht neben Gewerbe auch Hotels, Einzelhandel, Künstlerateliers und – besonders problematisch nicht nur aus Sicht der Handwerkskammer – Wohnen vor. Entsprechend formierte sich im letzten Jahr Widerstand gegen die Pläne für das 10-Hektar Gelände, dem sich neben der IHK auch Bürger, Standortmanagement und die Partei “Die Grünen” anschlossen. Die Befürchtung: Wenn auf dem ehemaligen Industrieareal erst einmal Wohnungen neben den Gewerbebetrieben bestehen, dann sind Konflikte vorprogrammiert. Nun schlägt der Investor vor die Wohnnutzung auf maximal 25 % der Flächen zu begrenzen und den “Schutzanspruch des Wohnens herabzustufen” (s. Webseite).
Neubaugebiet Lichterfelde Süd
Auf einem ehemaligen Übungsgelände der US-Army soll ein Wohngebiet mit ca. 2.500 Wohnungen in Stadtrandlage entstehen, die sich um ein zentrales Grüngebiet anordnen. Das Gebiet ist gut an den öffentlichen Nahverkehr und auch an die überörtliche B101 angebunden. Die Handwerkskammer fordert, in der Planung des Gebiets ergänzend auch Handwerksbetriebe zu berücksichtigen. Tatsächlich wäre der Standort auch für die produzierende Wirtschaft gut geeignet: Aufgrund der Stadtrandlage und der Nähe zur Bundesstraße würden Emissionen und Lieferverkehre für die umliegenden Wohnnutzungen kaum Konfliktpotenzial darstellen.
Hallo, gerade die kleinen Gewerbe sind sehr wichtig. All diese kleinen Betriebe sorgen schließlich dafür, dass es auch Vielfalt in unserem Leben gibt. Eigentlich wäre es sogar gut, wenn es in jedem Haus ein Gewebe gibt. So könnte theoretisch jeder zu Fuß zur Arbeit gehen. Danke für den tollen Artikel!