Hallo Nachbar! Wie wichtig ein gutes Umfeld für die Unternehmensentwicklung ist

Gute Nachbarschaft
Gute Nachbarschaft? Fotos: regioconsult

Von Sebastian Schulz, HU Berlin

Verkehrsanbindung, Flächen, Fördermittel – diese und noch viele weitere Kenngrößen sind für Unternehmen zentrale, häufig auch messbare Standortfaktoren. Doch es gibt noch weitere Aspekte, die in starkem Maß den Erfolg eines Unternehmens beeinflussen können. Einer dieser weichen Faktoren ist die nachbarschaftliche Vernetzung.

Dass eine lokale Vernetzung für die eigene Geschäftsentwicklung wichtig sein kann, ist in der Literatur bereits gut dokumentiert. So kann sich ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis nicht nur positiv auf das soziale Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirken, es kann auch zu produktiver Zusammenarbeit zwischen Betrieben, z. B. in Form von Arbeitsteilung oder bei der Lösung von standortbezogenen Probleme beitragen. Darüber hinaus fördert es auch den Wissenstransfer von explizitem und implizitem Wissen (sog. ‚tacit-knowledge‘), welches nur über direkten Austausch erfolgen kann. Diese Form der Wissensvermittlung durch persönliche Kontakte auf Grundlage räumlicher Nähe und intensiven Austauschs, nennt man auch ‚Cafeteria-Effekt‘ (vgl. Kulke 2013, S. 134)¹. regioconsult konnte und kann diese positiven Auswirkungen eines guten “Klimas” vor Ort bei der Initiierung und Begleitung von zahlreichen Unternehmensnetzwerken beobachten.

Deduktive Beobachtungen anhand eigener Erhebungen

Im Rahmen einer Potenzialanalyse für den Gewerbestandort Goerzallee, hat regioconsult nun eine Befragung von ansässigen Unternehmen durchgeführt. Unter anderem wurden die Betriebe nach der Stärke ihrer geschäftlichen Beziehungen im Gebiet befragt, sowie danach, ob sie sich einen Ausbau der nachbarschaftlichen Beziehungen und damit der regionalen Vernetzung wünschen. Setzt man die gegebenen Antworten der beiden Fragen in Beziehung zueinander, so lässt sich beispielsweise klären, wie stark ausgeprägt der Wunsch der Unternehmen nach Vernetzung in Abhängigkeit von ihrem aktuellen Vernetzungsgrad ist.

Die Ergebnisse waren recht eindeutig: Alle befragten Unternehmen, welche bereits enge geschäftliche Beziehungen zu einer Vielzahl Unternehmen am Standort Goerzallee haben, begrüßen einen weiteren Ausbau der nachbarschaftlichen Beziehungen. Sogar 67% der Unternehmen, die angeben nahezu keine Beziehungen zu anderen Unternehmen am Standort zu haben, fänden einen Ausbau der nachbarschaftlichen Beziehungen begrüßenswert.

Wenn das Eis erstmal gebrochen ist

Der generelle Trend: Je höher die Intensität der Vernetzung zu anderen Unternehmen, desto größer ist auch der Wunsch die Beziehungen noch weiter auszubauen. Nur 17% der Unternehmen gaben an, kein Interesse an einem weiteren Ausbau ihrer nachbarschaftlichen Beziehungen zu haben. Im Schnitt wollen also gut 4 von 5 Unternehmen am Gewerbestandort Goerzallee ihre nachbarschaftlichen bzw. geschäftlichen Beziehungen weiter ausbauen. Das bedeutet, dass Unternehmen, die bereits die Vorzüge von nachbarschaftlicher Interaktion kennen, diese zu schätzen wissen und an einer Verstärkung der selbigen interessiert sind.

Auch wenn sich Nachbarschaftsverhältnisse nicht so unmittelbar in den Bilanzen darstellen lassen, so hat die Befragung doch eines gezeigt: Es wird auch von den Betrieben als klarer Vorteil gesehen sich mit den Nachbarn zu verstehen, mit denen sie Tür an Tür (oder Tor an Tor) arbeiten.

Über den Autor

Sebastian Schulz studiert derzeit Geographie im Monobachelor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Text entstand im Rahmen seines Praktikums bei regioconsult.

Kontakt: assistenz@regioconsult-berlin.de


¹ Kulke, Elmar (2013): Wirtschaftsgeographie: Grundriss Allgemeine Geographie. 5. aktual. Auflage, Schöningh, Paderborn