“Mobilität” lautete das Schwerpunktthema des Gewerbeflächenmonitorings GEMO 2017: Wie werden wir mit den ständig wachsenden Mobilitätsanforderungen einer modernen Wirtschaft fertig? Welche innovativen Lösungen haben Zukunft? Welche Formen des Wirtschaftens machen neue Logistikkonzepte notwendig und möglich? Und wie gehen wir mit dem knapper werdenden Raum um? Ein Blick auf die Straßen zeigt: ein “weiter so” gibt es bald nicht mehr. Wir haben daher unsere Gewerbeflächenexperten nach ihrer Einschätzung zur Zukunft des Wirtschaftsverkehrs befragt.
Die Lösungsansätze, nach denen wir gefragt haben, wurden in der letzten Zeit in Berlin debattiert. Sie sind in einigen Fällen zudem Teil einer umfassenden Mobilitätsstrategie.
Wir wollten nun wissen, welche der Ideen denn nach Einschätzung unserer Experten tatsächlich umsetzbar sind – und wie es mit deren Wirksamkeit aussieht: Schaffen wir es mit diesen Ansätze den Wirtschaftsverkehr zukunftsfest zu machen?
Die Nutzung digitaler Verkehrsdaten soll den Verkehrsfluss effizienter machen, Fahrten einsparen und die Koordination in der Logistik erleichtern. In der Digitalisierung sehen auch die von uns befragten Experten das wirksamste Instrument zur Bewältigung der Herausforderungen im Bereich der Mobilität. Etwas überraschend ist dabei, dass sich trotz teilweise fehlender Praxisbeispiele weniger als 20 % der Befragten um die Umsetzung Sorgen machen. Und das trotz der anhaltenden Diskussion um die schleppende Versorgung mit Breitband-Internet in Berlin.
Fast gleichauf, sowohl bei der Einschätzung ihrer Umsetzbarkeit als auch ihrer Wirksamkeit, liegen die multimodalen Logistikknoten, auch als “City-Hubs” oder “Urban Hubs” bezeichnet. Diese sollen einerseits die Verteilung in die Fläche effizienter gestalten und andererseits auch andere Verkehrsarten als die Straße und somit zusätzliche Kapazitäten erschließen. Erprobt werden solche Konzepte schon seit längerem, entsprechend glauben die befragten Experten auch an einen Erfolg.
Interessantes Ergebnis dieser Befragung ist die Einschätzung, dass der Einsatz von Lastenfahrrädern in der Stadt (wohl auch angesichts des gegenwärtig sehr Rad-orientierten politischen Klimas) zwar als leichter umsetzbar – aber als weniger wirksam als die Reaktivierung von Gleisanschlüssen angesehen wird. Letzteres wiederum erfordert größere Investitionen in eine seit Jahren vernachlässigte Infrastruktur und angesichts moderner Anforderungen an die Flexibilität auch eine Verknüpfung mit anderen Mobilitätslösungen, wie eben jener multimodaler Hubs.
Wenig versprechen sich die befragten Gewerbeflächenexperten dagegen von der Konzessionierung von Liefergebieten, der zwischenzeitlich diskutierten Nutzung von Straßenbahnen für den Gütertransport (ähnlich wie in Dresden praktiziert) oder der Einrichtung von gesonderten Fahrspuren für den Lieferverkehr. Bei all diesen Vorschlägen lagen die Einschätzungen zu Umsetzbarkeit und Wirksamkeit deutlich unter 50 %.
Insgesamt setzen die Experten also auf probate Mittel. Eine Ausnahme bildet der Hoffnungsträger “Digitalisierung”, der allerdings seine Flächenwirksamkeit noch beweisen muss. Eines steht jedoch fest: Wird die Zukunft des Wirtschaftsverkehrs so verlaufen, wie es die Auguren erwarten, kommen auf die Gewerbestandorte der Stadt deutliche Umwälzungen zu – mit den verbunden Investitionen. Insbesondere für die vielen kleinen und mittleren Unternehmen an den Berliner Gewerbestandorten wird sich daher bald die Frage stellen, wie sie die teilweise disruptiven Neuerungen im Wirtschaftsverkehr nachvollziehen können.
Die weiteren Ergebnisse des Gewerbeflächenmonitorings, das in der zweiten Befragungsrunde im Winter 2017-2018 unter dem Motto “Mobilität” stand, werden in den kommenden Wochen in loser Folge auf diesem Blog erscheinen. Schauen Sie also bald wieder vorbei. Alle Artikel zum Thema finden Sie auch unter Gewerbeflächenmonitoring GEMO
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