Die Expertenbefragung zum Gewerbeflächenmonitoring 2017 (GEMO) ist abgeschlossen – die Ergebnisse der Auswertung werden ab sofort in unregelmäßiger Folge auf den Seiten von blog.stadtundwirtschaft.de veröffentlicht. Den Anfang macht eine ziemlich politische Frage, die beim diesjährigen Thema “Mobilität” auf keinen Fall fehlen durfte, und zu der es auch unter Experten offenbar einiges auszudiskutieren gilt: Soll Tegel geschlossen werden und Platz – unter anderem – für neue Gewerbeflächen machen?
Unsere Befragung zu den Berliner Gewerbeflächen ist ausgewertet – über 50 Experten aus Verwaltung und Politik, Verbänden, Unternehmen und Planern haben uns bereits zum zweiten Mal Antworten zu Fragen aus dem Bereich der Gewerbeflächenentwicklung in Berlin gegeben. Schwerpunkt in dieser Fragerunde war das Thema Mobilität, das auf vielfältige Weise mit den Gewerbe- und Industrieansiedlungen, mit Lieferlogistik und Pendelströmen verzahnt ist. Und natürlich mit dem Thema Flughafen: denn auf dem Gelände des Stadtflughafens in Tegel ist der Bau des Forschungs- und Industriestandorts TXL – einer Urban Tech Republic – geplant.
Den Flughafen Tegel zu schließen, sobald eine größere, bessere und verträglichere Lösung fertiggestellt wäre, galt schon zu Mauerzeiten als klarer Konsens. Und auch aus unserer Sicht sind die Flächen in Tegel dringend für das Gewerbe zu erschließen. Doch nun haben politische Konstellationen und eine emotional geführte Debatte dazu geführt, dass gewähnte Sicherheiten zur Disposition gestellt werden. Daher also noch einmal die Frage an die Experten, die es wissen müssen: Was braucht Berlin eigentlich dringender? Einen zweiten Flughafenstandort in Tegel oder einen Standort für Industrie und Forschung? Wir haben Folgendes gefragt:
Auf den ersten Blick sind die Antworten eindeutig: Praktisch niemand (2 %) schätzt die Bedeutung des Flughafens Tegel höher ein, als die Bedeutung des geplanten Gewerbestandorts. Knapp zwei Drittel der Befragten (63 %) sagen, die Gewerbeflächen haben am Standort Tegel klaren Vorrang. Ein knappes Drittel (31 %) hofft auf eine Lösung, die beides ermöglicht: Sowohl den Weiterbetrieb des praktisch gelegenen Innenstadtflughafens als auch die Erschließung zusätzlicher Gewerbeflächen, wenn auch an einem anderen Ort.
Nur wo könnte das sein? Es ist natürlich verlockend, in einem Fragebogen die sowohl-als-auch-Lösung zu fordern, doch die Realisierung eines ähnlichen Forschungs- und Produktionsstandorts auf dem knappen Berliner Boden erscheint uns zumindest unwahrscheinlich. Es geht immerhin um eine zusammenhängende Fläche von 211 Hektar, auf der Raum für über 1.000 Betriebe und etwa 20.000 Beschäftigte in direkter Nachbarschaft zum neuen Campus der Beuth-Hochschule geschaffen werden soll.
Klar ist die Aussage hinsichtlich der Bedeutung von neuen Flächen für Forschung, Industrie und Gewerbe: Hier braucht Berlin mehr. Ein gut erschlossener Standort für zukunftsfähige Technologien sollte keinem Zweitflughafen geopfert werden, der offenbar weniger einer von Experten verbrieften Notwendigkeit, als vielmehr einer politischen Kampagne entspringt.
Die weiteren Ergebnisse des Gewerbeflächenmonitorings, das in der zweiten Befragungsrunde im Winter 2017-2018 unter dem Motto “Mobilität” stand, werden in den kommenden Wochen in loser Folge auf diesem Blog erscheinen. Schauen Sie also bald wieder vorbei. Alle Artikel zum Thema finden Sie auch unter Gewerbeflächenmonitoring GEMO
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