Gewerbestandorte aus der Vogelperspektive (1)

Manchmal lohnt es sich die Perspektive zu wechseln – zum Beispiel von der Ansicht in die Draufsicht. Eine Befliegung der Berliner Gewerbestandorte – immerhin zentraler Gegenstand unseres Blogs StadtUndWirtschaft – sollte also die ein oder andere Einsicht bringen. In einer kleinen Serie von Blog-Artikeln möchten wir hier im Laufe des Jahres eine gute Zahl der Gewerbestandorte rund um Berlin vorstellen. Die Standorte aus diesem ersten Beitrag der Serie waren in unserem Twitter-Quiz gefragt – hätten Sie richtig geraten?

Hintergrund: Das regioconsult-Team ist vielseitiger als man denkt – auch einen Hobby-Piloten haben wir in unseren Reihen, der vom brandenburgischen Schönhagen aus mit Ultraleicht-Flugzeugen in die Luft geht. Und dann war da noch das Thema Tegel-Schließung: Seitdem ist der Luftraum über Berlin deutlich leerer geworden, beste Gelegenheit also für unsere Fotoflüge. Bei diesen Flügen wurden übrigens alle Regeln für einen sicheren Flug nach den Regeln der Luftverkehrsordnung eingehalten. Mehr Infos und Kontakt: info@regioconsult.de

Bauliche Strukturen, Flächen- oder Verdichtungspotenziale und urbanes Umfeld von (Gewerbe-)Standorte sind aus der Höhe gut zu erkennen. Räumliche Zusammenhänge, die auf einer Karte oder aus der Fußgängerperspektive vielleicht nicht so ins Auge springen, werden klarer. Oder hätten Sie gedacht, dass das Gewerbegebiet Goerzallee-Beeskowdamm auch durch seine Lage am Teltowkanal im Südwesten der Stadt soviel Wasser und Grün aufweist?

Gewerbegebiet Goerzallee-Beeskowdamm

Das Gewerbegebiet Goerzallee aus 1500 Fuß Höhe. Foto: regioconsult/Simon Argus

Der Stichkanal, der hier vom Teltowkanal abzweigt, wurde mit seinem kleinen Hafenbecken früher zur Belieferung der ansässigen Unternehmen genutzt. Heute stellt er ein stark begrüntes Kleinod dar, das von Biebern und Vögeln genutzt wird. Am Wasser sind mehrere produzierende Unternehmen sind ansässig, darunter Diehl Metal Applications und Assa Abloy Sicherheitstechnik GmbH. Auf der Landzunge zwischen Hafen und Kanal haben sich überwiegend Baustoff- und Bauhandwerks- sowie Kfz-Betriebe angesiedelt. Das ehemalige Krone-Gelände, das derzeit zum Großteil leer steht und auf eine neue Aufgabe wartet, ist im oberen rechten Eck des Bildes sichtbar.

Insgesamt also ein Standort mit viel Wandlungspotenzial und Raum für neue Ideen. Wie die des Investors Silvio Schobinger, der sich seit dem Jahr 2015 als Betreiber um das ehemalige Goerzwerk kümmert. Aus dem historischen Backsteinbau ist inzwischen ein Standort zahlreicher Startups und kleiner Handwerksbetriebe geworden – ein Paradebeispiel der schönen neuen Arbeitswelt mitten in Zehlendorf.

Kurs Nord über der Lichtenberger Vulkanstraße. Foto: regioconsult/Simon Argus.

Gewerbegebiet Herzbergstraße

Der Flug geht weiter, einmal quer über die Stadt (was in Wirklichkeit nicht ganz so erlaubt ist, es muss schon ein Bogen um den S-Bahnring sein) bis nach Lichtenberg und ins Gewerbegebiet Herzbergstraße. Aus der Draufsicht fällt sofort die integrierte Lage in der Stadt auf: Nördlich grenzen die Großwohnsiedlungen an, im Süden sogar einige Einfamilienhausgebiete.

Der Standort hat viele Entwicklungsphasen hinter sich: Vom Gutshof über den Großindustriestandort mit rauchenden Schloten und die sozialistische Reorganisation als VEB und Konsum-Genossenschaft bis hin zum Nachwende-Crash und der Wiederauferstehung als beliebter Standort sowohl des produzierenden Gewerbes als auch der Kreativwirtschaft.

Drei parallele Großmarkt-Hallen, etwa auf mittlerer Höhe im linken Drittel des Bildes, markieren das Dong-Xuan-Center, Mittelpunkt der vietnamesischen Community in Lichtenberg. Die Berliner Luft.Technik GmbH (Kühlungssysteme) und die PanTrac GmbH (Elektrokohle) gehören zu den wichtigsten produzierenden Betrieben am Standort, der auch sonst zwischen Lebensmittelproduktion, Autoschraubern und Roboterautomation eine einzigartige Bandbreite an Unternehmen beherbergt (und sich in einem von regioconsult begleiteten Unternehmensnetzwerk organisiert).

Ein letzter Backstein-Schlot ist im unteren Bilddrittel erkennbar – das historische Konsum-Gelände. Hier habe sich einige junge Handwerksunternehmen angesiedelt, die unter anderem weltweit begehrte Fahrräder herstellen. Für die Zukunft soll hier eine hochwertige Kombination aus Büro- und Produktionsflächen entstehen, die Fahrrad-Produktion darf hoffentlich bleiben.

Auf dem Weg zurück zum Flugplatz Schönhagen im Südwesten der Stadt überfliegen wir noch zwei weitere Standorte, die in unserem Twitter-Quiz gefragt waren:

Gewerbegebiet Forckenbeckstraße

Gewerbestandort Forckenbeckstraße in Schmargendorf. Foto: regioconsult/Simon Argus

Auf dem Gelände der ehemaligen Reemtsma-Zigarettenfabrik am Gewerbestandort Forckenbeckstraße in Wilmersdorf wird derzeit “umgebaut” – wie es hier aussieht eher abgerissen. Ein Bunter Mix mit Gründerzentrum ist hier geplant, mitsamt Tischlerei, Schlosserei, 3D-Druckzentrum und – so lesen wir – ein 50-Meter Pool für die Werktätigen. Von der alten Substanz erhalten bleibt lediglich das alte Hochregallager, zukünftig allerdings in veränderter Funktion mit Konferenzräumen und Büroarbeitsplätzen. Wir sind gespannt auf das Ergebnis.

Demnächst weichen müssen auch die drei markanten Schornsteine auf der östlichen Seite des Abzweigs Steglitz. Das ölbefeuerte Heizkraftwerk Wilmersdorf hat seinen Dienst getan und soll bis Ende 2022 vollständig zurückgebaut werden. Auch weiterhin wird jedoch die Umgebung von hier aus mit Fernwärme versorgt. Noch offen ist die Technologie, die zukünftig zum Einsatz kommen wird.

Europarc Dreilinden

Luftaufnahme des Gewerbeparks Dreilinden
Der Gewerbepark Dreilinden vor den Toren Berlins. Foto: regioconsult/Simon Argus

Zuletzt ein Standort, der bereits zum Berliner Umland zählt: Der Europarc Dreilinden liegt auf Brandenburger Gebiet in der Gemeinde Kleinmachnow. Aber was so klein und verschlafen klingt ist seit 2000 bereits der Deutschland-Sitz des Internet-Konzerns Ebay, seit 2018 ist es sogar dessen Europa-Zentrale. Mobile.de und Paypal sind zwei weitere bekannte IT-Unternehmen am Standort, daneben ist der direkte Autobahnanschluss natürlich attraktiv für Logistiker wie die Deutsche Post, die am rechten Bildrand ein Verteilzentrum unterhält. Mit zunehmender Flächenknappheit in Berlin wachsen die Gewerbestandorte rund um die Metropole in den letzten Jahren rasant. Ein Thema das wir demnächst in einem weiteren Artikel hier näher beleuchten wollen.

PS: Die Gewinner unseres Luftbild-Quiz auf Twitter werden von uns schriftlich benachrichtigt. Allen, die richtig geraten haben, einen herzlichen Glückwunsch. Haben Sie schon mal an eine Bewerbung bei regioconsult gedacht?

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